Apiphobie – bloß nichts Schwirrendes und Summendes!

Neulich bei der Geburtstagsfeier meines Sohnes machte ein Gast (nennen wir sie Paula) einen recht unentspannten Eindruck. Wir saßen alle gemütlich und ausgelassen im Garten und genossen das schöne Wetter und die Kaffeetafel. Nur Paula saß etwas abseits, blickte sich immer wieder hektisch um und verschwand schließlich im Haus.

 

 

Als die junge Frau nach einer ganzen Weile immer noch nicht wieder zu uns gestoßen war, machte ich mich auf die Suche nach ihr und fand sie im Wohnzimmer auf der Couch. Auf meine Frage, ob alles in Ordnung sei, erklärte sie mir, dass sie es draußen im Garten keine Minute länger ausgehalten hätte. Der Kuchen habe unzählige Wespen angelockt und vor denen habe sie panische Angst. Nun erklärten sich mir auch die hektischen Rundumblicke, die ich beobachtet hatte!

Auch andere summende Insekten lösten bei ihr diese Angstgefühle aus, erzählte Paula weiter. Mittlerweile sei es völlig undenkbar für sie, Kaffee und Kuchen oder gar einen Eisbecher in einem Straßencafé zu genießen. Der bloße Gedanke an Natur sei bei ihr immer verbunden mit der Angst, gestochen zu werden. Deshalb halte sie sich auch im Sommer am liebsten in geschlossenen Räumen auf.

 

Wie schade, dachte ich mir. Denn was gibt es Schöneres, als im Sommer das Wohnzimmer nach draußen zu verlegen, ein Picknick auf der Wiese zu machen oder mit dem Fahrrad ins Eiscafé zu radeln?! Doch wer unter einer Apiphobie – so der Fachausdruck für diese Form der Angst – leidet, dem kann das den Sommerspaß ganz schön verhageln.

Der Begriff Apiphobie setzt sich aus apis (Biene) und phobos (Angst) zusammen und meint eine spezifische Angststörung, die eine übersteigerte Furcht vor Bienen oder bienenartigen Insekten (wie Hummeln, Bremsen oder Wespen) beschreibt. Bereits der Anblick oder das summende Geräusch dieser Tiere kann bei den Betroffenen zu panikartigen Angstattacken führen und Fluchtverhalten auslösen. Häufig liegt dieser Phobie ein zurückliegendes traumatisches Erlebnis mit Bienen oder ähnlichen Insekten zugrunde.

 

So war es auch bei Paula. Als Kind, erzählt sie mir, sei sie beim Spielen in ein Nest von Erdwespen getreten und mehrfach gestochen worden – eine sehr schmerzhafte Erfahrung! Seitdem sei die Angst mit jedem Jahr schlimmer geworden. Permanent achte sie auf Schwirrendes oder Summendes um sich herum, und dann fuchtele sie schnell und unkontrolliert mit den Armen, um die Tiere zu verscheuchen.

 

Nicht die beste Methode, um nicht gestochen zu werden, erkläre ich ihr. In solchen Momenten laute die Devise „Ruhigbleiben“ und möglichst wenig bewegen. Denn Wespen greifen nie aus eigenem Antrieb an, sondern nur, wenn sie sich bedroht fühlen oder ihr Nest in Gefahr scheint. Fuchtelnde Arme können von den kleinen Tierchen dann schnell als bedrohlich interpretiert werden und schon wird der Stachel ausgefahren.

 

Dass „Stillhalten“ eine Lösung sein könnte, will Paula nicht so recht glauben – verständlicherweise, nach ihrer traumatischen Erfahrung. Ich erkläre ihr, wie sie mit Hilfe von Hypnose ihre Apiphobie wieder in den Griff kriegen kann. Schon wenige Sitzungen können wahre Wunder bewirken, weiß ich aus Erfahrung. Wäre doch schade, wenn der Sommer für Paula nur hinter verschlossenen Fenstern und Türen stattfinden müsste, oder?

 

 

Mit entspannten Grüßen aus dem Garten
Ihre Petra Syring