Wie Schreiben die Seele streichelt

Schreiben ist Balsam für die Seele! Warum also nicht zu Papier und Bleistift greifen und den ganzen Ballast einfach mal rauslassen?

 

Das Schreiben als therapeutisches „Dampfablassen“ ist bereits älter, als Sie vielleicht vermuten. Seine Ursprünge liegen viele Jahrhunderte zurück. Etwa 400 v. Chr. verfasste der Mönch Augustinus eine autobiografische Schrift, in denen er seine Leidensgeschichte verarbeitete, was zu einer Art Selbstheilung führte – wohl eine der ersten Nachweise therapeutischen Schreibens überhaupt.

 

Mit dem Schreiben als therapeutisches Mittel sind bekannte Namen verknüpft. So nutzte Anfang des 20. Jahrhunderts der Arzt und Psychologe Sigmund Freud Schreibtechniken in der Therapie und auch Autoren wie Franz Kafka und Rainer Maria Rilke setzten sich in ihren Texten mit dem eigenen Ich auseinander und therapierten sich damit quasi selbst.

 

Dass therapeutisches Schreiben Wirkung zeigt, ist mittlerweile wissenschaftlich gut belegt. Es entlastet die Seele, lässt uns belastende Ereignisse besser verarbeiten, hilft bei der Stressbewältigung und fördert die Kreativität. Dabei kommt es gar nicht darauf an, dass die Texte besonders schön formuliert oder gar literarisch anspruchsvoll sind. Wichtig ist, dass Sie alles rauslassen, was Ihnen auf der Seele brennt. Möglichkeiten gibt es viele: Legen Sie sich ein Tagebuch für tägliche Eintragungen zu, schreiben Sie Kurzgeschichten oder bringen Sie Ihre Gefühle in Gedichten zum Ausdruck.

 

Wenn Sie noch ungeübt im Schreiben sind, habe ich hier ein paar Vorschläge für Sie, die Ihnen den Einstieg ins therapeutische Schreiben erleichtern:

 

Vorschlag 1:
Suchen Sie sich einen belebten Platz (vielleicht eine Bank oder eine Wiese im Park) und schreiben Sie alles auf, was Sie wahrnehmen. Was sehen Sie? Menschen, Gebäude, Natur? Was riechen oder hören Sie? Was verändert sich im Laufe der Zeit?
Versuchen Sie dabei, Ihre Beobachtungen möglichst nicht zu bewerten, sondern lediglich neutral zu beschreiben.

 

Vorschlag 2:
Setzen Sie sich schriftlich mit einem Thema aus Ihrem täglichen Leben auseinander. Schreiben Sie z. B. über Ihr Haustier, Ihren Lieblingsverein oder über Ihr Hobby. Auch Ihren Tagesablauf oder Ihren Berufsalltag können Sie zu Papier bringen. Ganz egal, für welches Thema Sie sich entscheiden, schreiben Sie alles auf, was Ihnen dazu gerade einfällt.

 

Vorschlag 3:
Sie wissen nicht, wie Sie anfangen sollen? Hier ist eine Liste mit Satzanfängen, die Sie ergänzen können, um in den Schreibfluss zu kommen. Texten Sie dann einfach weiter, was Ihnen dazu einfällt.

 

-          Als ich heute Morgen aufgestanden bin …

-          Heute fühle ich mich …

-          Wenn ich einen Wunsch frei hätte …

-          Als ich nach Hause gekommen bin …

-          Ich kann nicht auskommen ohne …

-          Ich mag Menschen, die …

-          Zu meinen Lieblingsgerichten gehören …

-          Meine größte Angst ist …

-          Ich bin ein Mensch, der …

-          Meine Stärken sind …

-          Wenn ich mit jemandem tauschen könnte …

-          Es fällt mir schwer zuzugeben, dass …

 

Mit ein bisschen Übung werden Sie schon bald Ihren eigenen Stil gefunden haben und einfach drauflos schreiben können. In vielen Städten werden auch Schreibkurse angeboten, bei denen Sie eine Einführung ins therapeutische Scheiben erhalten und sich in einer Gruppe über Ihre Schreiberfahrungen austauschen können.

 

Mit kreativen Grüßen
Ihre Petra Syring